20.09.2006
25.10.2006
29.11.2006
19 Uhr
Veranstaltungsreihe
Gespräch
Essen
 
 

Kopal – Tischgespräche zu Kunst und Politik

Dagmar Reichert

# 1 - Können, wollen, sollen
Seit 22 Tagen nun Krieg im Libanon, seit 20. März 2003 – fast 3 1/2 Jahre - täglicher Krieg im Irak. Schreckliche Bilder, Lügen und leere Worte politischer Entscheidungsträger: ich muss mich überwinden noch hinzusehen, nochmals zuzuhören. Hier im ungestörten Alltag, in warmen Sommernächten, boomender Wirtschaft.

Welche Konsequenzen hat diese Spannung für uns als BürgerInnen, welche für uns als Kulturschaffende oder KünstlerInnen? Können, wollen, sollen Kulturschaffende auf internationale Konflikte und Kriege anders antworten als Bürger, die anderen Tätigkeiten nachgehen? Haben sie bessere Mittel zu antworten? Und wie unterscheidet sich ggf. eine solche Antwort, gegeben aus der Schweiz von einer, die von Kulturschaffenden in Beirut oder Basra gegeben werden kann? Ist künstlerische Tätigkeit per se eine Gegenkraft zu Politik oder muss sie sich dazu erst bestimmten Inhalten widmen? Gilt es für Kulturschaffende eher, ihrer Macht ins Auge zu sehen, oder ihrer Ohnmacht?

In der ersten Veranstaltung dieser Reihe stelle ich solchen Fragen gesellschaftlicher Verantwortung angesichts von Gewalt einleitend einige Überlegungen aus politischer und ästhetischer Theorie und persönliche Gedanken vor, und möchte dann mit den Anwesenden über ihr eigenes Arbeiten sprechen.


# 2 - Kalkuliertes Vermögen
Ob bei Veranstaltungen von Pro Helvetia, von Botschaften im Ausland oder, in letzter Zeit vermehrt auch bei Initiativen von NGOs: Man fördert Kunstwerke und künstlerische Aktionen, weil man meint, sie könnten zwischen Kulturen vermitteln und Brücken bauen, über dann andere Begegnungen, neue Kooperationen möglich sein sollen. Dabei wird der Kunst ein Vermögen zur Mediation zugeschrieben, von dem fragwürdig ist, ob sie es hat, weshalb sie es haben soll, und worin es ggf. besteht. Derzeit wird ein solches Vermögen der Kunst relativ unhinterfragt ins politische Kalkül gezogen.

In der zweiten Veranstaltung der Reihe werde ich einige Beispielprojekte vorstellen und möchte dann mit den Anwesenden darüber sprechen, wie sie in ihrer Arbeit damit umgehen: befriedigt es sie, wenn eigene künstlerische Arbeit interkultureller Mediation dient? Erachten sie es als Instrumentalisierung? Sollten KünstlerInnen mit entsprechenden Angeboten und Geldmitteln eher pragmatisch umgehen, Projektzielsetzungen der Kulturaussenpolitik zu eigenen Zielen umwidmen? Welche Bedingungen müssen in solchem Kontext für gute Kunstprojekte gegeben sein?


# 3 - KunstStadtKunst
In den letzten Monaten wurde in Zürich viel über Kunst und Stadtentwicklung geredet. Welche konkreten Konsequenzen haben sich daraus in der Stadt ergeben? Welche Konsequenzen für ein politisch reflektiertes Kunstschaffen, das mehr will als Stadtmöblierung? Solche Fragen eröffnen einige Diskussionen: z.B.: Von öffentlichem Raum war im Zusammenhang mit Kunst viel die Rede, von öffentlichem Raum als Diskursraum eher denn als allgemein zugänglicher Ort in der Stadt. Doch was bedeutet dies für KünstlerInnen, die im politischen System der Schweiz agieren und den Einfluss der Medien anerkennen? Was bedeutet dies für Kunstprojekte der Stadt Zürich oder Kunst am Bau in dieser Stadt? Oder: Falls der Kunst in/von der Stadt grössere Bedeutung beigemessen wird, führt dies zu einer Erweiterung der Logik des Kunstmarktes auch in diesen Bereich? Droht der sogenannte öffentliche Raum dann zum Schauraum für kommerzielle Galerien und die Shootingstars des internationalen Kunstzirkus zu werden? Was wäre dem entgegenzusetzen? In der dritten Veranstaltung dieser Reihe berichte ich einleitend über einige theoretische Beiträge zu solchen Fragen stelle und persönliche Überlegungen vor. Dann möchte ich mit den anwesenden KünstlerInnen oder Kulturschaffenden über ihre eigenen Einschätzungen oder Arbeiten in der Stadt Zürich sprechen.


Die Tischgespräche beginnen jeweils um 19:00 Uhr. Alle Veranstaltungen mit Essen. 

Text: Dagmar Reichert

Links: www.dagmar-reichert.ch