18.02.2009
20 Uhr
Lesung
 
 

Speed. Eine Gesellschaft auf Droge.

Hans-Christian Dany

Industriedroge, Asthmamittel, Blitzkrieg-Doping, Rechenhilfe, Popmedium, Sports-kanone, Antidepressivum, Do-it-yourself-Droge, Paranoia-Selbsttherapie, Billig-rausch, Arbeitskontrolle, Kunstmittel, Alkoholikerhilfe, Raver-Aspirin, ADHS-Ausschalter, Hackertool, Sexverstärker, Bestseller.

Amphetamin ist als Pharmazeutikum die normalste Sache der Welt: Kinder und Soldaten bekommen Amphetaminpräparate legal zugeteilt, um zu leisten, was von ihnen erwartet wird. Als Chrystal Meth alias Pep, Yaba oder Speed hingegen wird es als "Killerdroge" für den jüngsten Anstieg an HIV-Infektionen verantwortlich gemacht und gilt bei Politikern als größte Bedrohung der USA.

Das Buch stellt die Wirkung dieser Droge in ihrem Zwiespalt dar, indem es die Entwicklungsgeschichte des Amphetamin vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart nacherzählt, von seiner extremen Leistungssteigerung bis zur schnellen Abhängigkeit und Zerstörung. Durch die Ausleuchtung der gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhänge wird deutlich, warum das ehemalige Asthmamittel von der deutschen Wehrmacht als Stimulans für Soldaten genutzt werden konnte und nach Kriegsende als erstes Anti-depressivum vermarktet wurde. Detailliert untersucht der Autor den Einfluss der Droge auf die Arbeiten von Künstlern wie Judy Garland, Philip K. Dick, Jean Paul Sartre, Andy Warhol, Elvis Presley oder Johnny Rotten. Es geht um Beschleunigung und Produktivitätssteigerung der Arbeitskraft, Grenzüberschreitung in der Kreativität, Körpergestaltung und um gute Gründe, nüchtern zu bleiben.

Hans-Christian Dany liest aus seinem Buch Speed. Eine Gesellschaft auf Droge. Edition Nautilus, 2008

Link: www.edition-nautilus.de