30.05.2012
23.06.2012
Ausstellung
 
 
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TWISTED REALISM

Raphaël Cuomo / Maria Iorio

Twisted Realism untersucht anhand von Pier Paolo Pasolini´s Film Mamma Roma (1962) die Periode des "Wirtschaftswunders" im Italien der Nachkriegszeit und den zeitgenössischen italienischen Kontext. Eine Polyphonie von Stimmen erzählt das Szenario des Films und zahlreiche Aspekte seiner Produktion und seines Vertriebs nach. Dazu sucht der Videofilm einige Drehorte von Mamma Roma auf und verkörpert eine neue Geografie des heutigen Roms. Er erkundet die unterschiedlichen "Ästhetiken des Realen" in der kinematografischen Darstellung der städtebaulichen Entwicklung von INA Casa Tuscolano — einem gigantischen Sozialbauprojekt, das von 1950 bis 1960 gebaut wurde — und dekonstruiert die propagandistischen Logiken einer Reihe von "Dokumentarfilmen" die sowohl Regierungspläne einer moderneren Gesellschaft wie auch einen neuen Ausdruck von Identität und Staatsbürgerschaft zu verbreiten suchten. Zudem thematisiert Twisted Realism wie das italienische Kunstkino der 1960er Jahre im Zuge der Privatisierung von Kultur und der Monopolisierung der Medienlandschaft zu einer Handelsware gemacht und zum Schreiben einer vereinigenden nationalen Geschichte benutzt wurden. In der Kombination von Material aus persönlichen und institutionellen Archiven mit individuellen Erinnerungen deckt der Film die Machtbeziehungen und Staatsgewalt auf, die einen entscheidenden Anstoss zu Pasolinis Projekt fern von den kommerziell geprägten Diskursen um das "glorreiche italienische Kino der 1960er Jahre" bildeten.

Arbeiten in der Ausstellung:
TWISTED REALISM, HD Film, 75min, 2012
Part Five Documentation, Diaprojektion, 80 Dias, 2012

Links: www.parallelhistories.org