03.12.2022
19 Uhr
Screening
 
 

BIPoC Filmabend mit Belinda Kazeem-Kamiński

Les Complices* und Histnoire.ch laden ein zum Filmabend mit Belinda Kazeem-Kamiński in der fraum* .
Belinda Kazeem-Kamiński ist Autorin, Künstlerin und Wissenschaftlerin. Verankert in Schwarzfeministischer Theorie hat sie eine forschungs- und prozessorientierte Untersuchungspraxis entwickelt, die sich häufig mit Archiven beschäftigt, insbesondere mit den Lücken in öffentlichen Archiven und Sammlungen. Ihre Arbeit setzt sich mit kolonialer Gewalt auseinander, die in diesen Archiven nicht nur dokumentiert, sondern auch fortgeschrieben wird, und sucht nach Wegen, diese Gewalt sichtbar zu machen, ohne sie zu reproduzieren. Ihre Arbeiten, die das Dokumentarische mit dem Fiktiven verbinden, manifestieren sich in einer Vielzahl von Medien und sezieren die Gegenwart einer immerwährenden kolonialen Vergangenheit: einer Vergangenheit ohne Abschluss. 

Gemeinsam schauen wir die Filme Unearthing. In Conversation, The Letter und Fleshbacks
Bitte beachte: Die Veranstaltung wird im fraum* an der Mattengasse 27, in Zürich stattfinden. Der Raum ist nicht barrierefrei für Rollstuhlfahrer_innen zugänglich. Dieser Filmabend ist ein Geschenk von Belinda. Die Einladung richtet sich an BIPoC FLINTAQ. Es wird eine warme Suppe geben und Getränke, sowie einen Topf für die Kollekte.
Wir bitten um Anmeldung via: info@lescomplices.ch
Die drei Filme sind auf englisch. Die deutschen Untertitel werden ausgedruckt vorliegen.

Wir freuen uns auf euch!
Belinda, Gökçe, Jovita, Reem

Mehr Infos zu den Filmen:
In der Videoprojektion Unearthing. In Conversation (2017, Video, color + sound, 16:9, 13 min) hinterfragt Belinda Kazeem-Kamiński gleich mehrere Facetten des kolonialen Erbes, wie es eine dominierende Geschichtsschreibung geschaffen und einen voyeuristischen Blick erzeugt hat. Ausgangspunkt sind Fotografien, die den österreichisch-tschechichschen Ethnografen, Missionar und Autor Paul Schebesta am Anfang des 20. Jahrhundert abbildet, während er mit Menschen aus dem damaligen belgischen Kongo (heute Demokratische Republik Kongo) posiert. Belinda Kazeem-Kamiński spricht mit den abgebildeten Menschen und versucht mit ihnen über die rassistischen Filter hinweg zu kommunizieren. Sie unterhält sich auch mit dem abwesenden Publikum. Es geht darum künstlerische und diskursive Methoden zu finden und Strategien der Repräsentation sowie Strukturen des Sehens neu zu konfigurieren, um sie von der ihnen inhärenten Gewalt loszulösen.

The Letter (2019 Video, color and sound, 16:9, 18 min) erzählt die Geschichte von Yaarborley Domeï auf spekulative und futuristische Weise neu. Yaarborley Domeï war aus Westafrika, die im Rahmen einer sogenannten Völkerschau vorgeführte und 1896 einen offenen Brief verfasste, der in der Zeitung Wiener Caricaturen veröffentlicht wurde. Mehr als hundert Jahre nach der Veröffentlichung des Briefs folgen drei Protagonist*innen, von der Künstlerin als „Empath*innen“ bezeichnet, den Spuren von Yaarboley Domeïs Leben. Sie brechen in ein Archiv ein, um deren Geschichte zu ergründen, die in Bruchstücken erzählt wird und sie heimzusuchen scheint. Schliesslich sucht es auch das Archiv heim…

Fleshbacks (2021 Video, color and sound, 16:9, 6min)  ist eine dreiteilige Annotation zu The Letter (2019). Es sind nicht mehr die gleichen Darsteller_innen, aber sie zeigen eine gewisse Verbindung auf. Es scheint, als ob sie etwas folgen, was manche vielleicht als Berufung bezeichnen würden. Diese führt sie in eine Zone, in der die Grenzen zwischen Wien und Accra, zwischen damals und heute sowie zwischen hier und dort, verschwimmen und letztlich obsolet werden.